Der gestrenge Herr auf „Neu Chieming“ Nikolaus Ribeisen, geboren um 1490, war Fürstbischöflicher Rat des Erzbischofs Matthäus Lang von Salzburg und Miteigentümer der Erzgruben am Teisenberg. Er war ein mit allen Wassern gewaschener Rechtsgelehrter, der sich besonders durch seine Härte gegen die „protestantischen Kätzer“ hervortat. Als rechte Hand des Erzbischofs war er „der Mann fürs Grobe“, wenn es darum ging, energisch durchzugreifen, ohne dass der bischöfliche Landesherr selbst in Erscheinung trat.
Im südöstlichen Bayern wurde Ribeisen bekannt durch seine Untersuchungen gegen den in Mühldorf eingekerkerten Mönch Stephan Kastenbauer. Die Anklage warf ihm vor, durch aufrührerische und skandalöse Predigten, die Bevölkerung zu verunsichern. Er habe das Papsttum, die Messe und kirchliche Zeremonien als unbiblisch abgelehnt.
Ribeisen bezichtigte den Gefangenen in mehreren Verhöhren der Verstocktheit und der geistigen Überheblichkeit, scheute sich aber davor, eine förmliche Anklage zu erheben, weil sich angesehene Persönlichkeiten für ihn einsetzten. Weder Drohungen noch Versprechungen konnten Kastenbauer zu einem Schuldgeständnis bewegen. Auf die Anklagepunkte antwortete er mit einer Verteidigungsschrift.
Nach 2 Jahren Haft kam Kastenbauer überraschend frei, ohne dass ein Prozess stattgefunden hatte. In Mühldorf erzählte man, dass er seine Freilassung einem glücklichen Zufall verdankte und nur knapp dem Tode entgangen war. Angeblich wollten Ribeisen und seine Helfershelfer den Gefangenen in einen alten Pulverturm sperren und diesen dann in die Luft sprengen. Der Bevölkerung von Mühldorf sollte vorgegaukelt werden, ein Blitz vom Himmel habe den gottlosen Ketzer vernichtet.
Aber die Explosion erfolgte zu früh, weil sich die Überführung des Gefangenen verzögerte. Der mit der Zündung des Pulvers beauftragte Knecht gestand daraufhin öffentlich, das vorgetäuschte „Gottesurteil“ und im allgemeinen Trubel konnte Kastenbauer entkommen.
Nach dieser Blamage ließ Ribeisen sich nicht mehr in Mühldorf sehen. Sein Name tauchte bald darauf in den Urkunden im Zusammenhang mit den „Salzburger Bauernaufständen“ auf, wo er für die Rebellen strengste Bestrafung forderte. Dass dann doch Gnade vor Recht erging, ist schließlich durch Fürsprache, des m Versöhnung bemühten Chiemseebischof Berthold Pürstinger zu verdanken.
Die Geschichte wird als eine Legende aus dem Jahre 1524 erzählt.
Zur Zeit der Salzburgischen Bauernkriege flüchtet sich der Erzbischof Matthäus Lang von Salzburg vor den aufständischen Bauern mit seinen Vertrauten, unter ihnen auch unser Dr. Nicolaus Riebeisen, auf die Feste Hohensalzburg. Da die Belagerung schon 14 Wochen dauert und den Burginsassen der Proviant zur Neige ging, wurde die Verpflegung rationiert. Als nur mehr ein Stier zum Schlachten übrig war, kam der Hauptmann der Wache auf eine List, um den Belagerern die Versorgungslage in der Burg zu demonstrieren.
Er ließ den braun gefleckten Stier auf die Wehrmauer treiben, damit die drunten sehen sollten, dass die Burginsassen noch genug zum Essen haben. Anschließend wurde der Stier mit weißer Farbe angemalt und wieder vorgeführt. Danach bekam der Stier eine schwarze Farbe und wurde wieder gezeigt. Da erkannten die Belagerer, dass sie die Burg nicht aushungern könnten und entfernten sich heimlich in der Nacht. Die Befreiten trieben nun den gefärbten Stier an die Salzach und wuschen ihm die Farben wieder ab.
Seit dem werden die Salzburger als Stierwascher betitelt.
Bereits um das Jahr 1506 ließ der Vorgänger von Erzbischof Matthäus Lang, Leonhard von Keutschach, einen Materialaufzug und ein Hornwerk auf der Burg Hohensalzburg konstruieren. Der Antrieb wurde über ein großes Rad von Pferden oder Gefangenen angetrieben. Gleichzeitig betrieb man damit auch eine Getreidemühle. Das Hornwerk, das bis zum heutigen Tag noch zu Mittag erschallt, bezeichnet man wegen seines eigentümlichen Klangs, als „Salzburger Stier“. Tatsache ist, dass unser späterer Hofmarksherr Nikolaus Riebeisen die belagerte Burg Hohen-Salzburg durch die Soldaten des Schwäbischen Bundes unter dem Anführer Georg von Frundsberg befreien ließ und die Kosten dafür übernahm.
Aufgezeichnet von Hubert Steiner, Ortsheimatpfleger Chieming
Eine wahrhaft tragische und zugleich kuriose Geschichte widerfuhr dem Pfarrer Peter Paul Bach. Als in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1829 der Finkensohn von Stöttham und der junge Moier von Schützing sich nach einem Wirtshausbesuch in Chieming um 22 Uhr auf den Heimweg machten, wollte der Fink`n Seppi noch zur Pfarrersköchin Anna Enzensdorfer ans Kammerfenster gehen und blieb beim Pfarrhof. Der Moier ging weiter.
Anna schlief im Erdgeschoß im Ökonomiegebäude, das Fenster ging auf den Krautgarten hinaus. Josef rief die Anna aus dem Schlaf und diese bedeutete dem Störenfried wegzugehen. Josef blieb trotz mehrmaliger Ermahnung. Anna griff daraufhin zu einer Pistole, die mit Schrotten geladen war, und schoß.
Pfarrer Bach wurde durch den Schuß geweckt, griff zu einer Flinte, hielt sie blindlings in Richtung des Lärms zum Fenster hinaus und drückte ab. Josef Moser wurde getroffen und starb daran. Pfarrer Bach wurde wegen fahrlässiger Tötung in das Kapuzinerkloster zu Burghausen strafweise zurückversetzt.
Aufgezeichnet von Hubert Steiner Ortsheimatpfleger Chieming
Der Lehrer Haberl hat zur Votivtafel von1800 eine Erzählung aufgeschrieben.
Als im Jahre 1801 französische Reiterei durch Laimgrub zog, musste auf Befehl des Obersten ein Sohn des Hartlbauern den Wegweiser über Erlstätt nach Bergen machen. In Kraimoos wollte er sich schnell um eine Scheunenecke drücken und entfliehen. Ein Korporal erblickte ihn, fing ihn ein und schlug ihn mit der flachen Klinge seines Säbels. In Erlstätt fanden die Franzosen einen anderen Ortskundigen, der ihnen den Wegweiser machen sollte. Der Hartlsohn musste aber bei grimmiger Kälte bloßfüßig im Schnee neben der Straße stehen bleiben bis das ganze französische Reiterregiment vorbeigezogen war. Da soll sich der Bauerssohn von Laimgrub die Füße erfroren haben. Tags darauf kamen französische Marodeure nach Laimgrub und verlangten vom Hartlbauern Quartier und Verpflegung. Nach dem Volksmund kamen sie mit den drei erwachsenen Hartlsöhnen in Streit. Dabei wurden die Nachzügler überwältigt und in den Brunnen geworfen. Im Jahre 1859 soll der Brunnen geräumt worden und es sollen Totenschädel zum Vorschein gekommen sein.
Zu Beginn der napoleonischen Kriege war es um den Viehbestand schlecht bestellt. Nicht nur die Viehseuche, die man den „gelben Schelm“ nannte, brachte den Bauern großen Schaden, sondern auch das durchziehende französische Kriegsvolk, das die Bevölkerung zwang, genügend Schlachtvieh zu liefern.
Die letzte Milchkuh wurde aus dem Stalle requiriert. Denn bis eine Heeressäule von ca. 120.000 Mann durchmarschiert und versorgt war, waren die Ställe ziemlich gelichtet. In manchem Bauernhofe fielen 10 – 12 Stücke schönstes Hornvieh der Seuche zum Opfer. Der Rest wurde von den Franzosen weggenommen. Zum Ersatze kauften die Bauern zu so hohem Preis wie vorher eine mittlere Kuh kostete. Die Folge des Verschwindens der Milchkühe war ein großer Milchmangel, der sich sehr nachteilig auf die Volksgesundheit auswirkte.
Aus anderen Quellen wird uns berichtet, dass nach der verlorenen Schlacht bei Hohenlinden am 3. Dez. 1800 die Franzosen in unserer Gegend fürchterlich gehaust haben. So wurden außer dem Vieh aus den Ställen auch die Erntevorräte für den Winter gewaltsam weggenommen. Das waren das Mahl- und Saatgetreide, Heu und Stroh, das Kleinvieh von Hühnern, Gänsen und alles, was für die Verpflegung der Soldaten und Pferden gebraucht wurde.
Bei den Raubzügen durchstreiften die Franzosen die Gegend auf der Suche nach den wenigen Habseligkeiten der Bevölkerung und des Kirchen- und Klosterbesitzes. Die Reiterei zertrampelte dabei auch noch die Wintersaat auf den Feldern. Durch das fehlende Saatgut für den Anbau im folgenden Jahr kam es dann auch zu keiner Ernte, was für die Ernährung der Bevölkerung zu einem Notstand führte.