Hofmarkgeschichte

Bereits in der Mitte des 13. Jahrh. werden die Ämter Chiemkeuv und Gericht Trauwenstein aufgeführt, 1440 erscheinen sie zum Amt Kyempkaw zusammengefasst. Dieses zweitgrößte Amt erstreckte sich vom östlichen Chiemseeufer bis zur Traun, der südlichste Ort war Unterhochstätt, der nördlichste Diepling bei Stein. Die 91 Anwesen verteilten sich auf 32 Orte. Eine Mühle zu Chieming zählte zur Gründungsausstattung des Augustiner-Chorherrnstifts, die 1309 durch den Lindenhof mit der Stegmühle und dem Seehof noch vergrößert wird. Weiter Orte erscheinen im 12. Jahrhundert, nämlich Laimgrub, Innerlohen und Pfaffing. Die Untertanen mussten als Handdienste, Gras mähen, heuen, dreschen, im Krautgarten arbeiten, Schindeln schneiden und bei Bedarf die Klosterdächer decken. Die Baumburgischen Güter, nahe am südlichen Chiemseeufer in der Feldwies, mussten außerdem nach Bedarf dieses Heu per Boot nach Chieming bringen und alle Kloster Personen, so in Verrichtung dahin kommen, wo sie hin wollten, über den See rudern. Als Spanndienste finden sich Weinfuhren, Heu-, Getreide- und Zehent-fuhren, sowie das Ackern auf Klostergründen. In Geld abgelöst war die Verpflichtung, ein Windspiel (Jagdhunde) zu halten. Drei Untertanen, die Fischer, sollten nun jeweils anstatt 1 Ehrung Fisch, 2 Hennen dienen.  

Im 14. Jahrhundert waren Adelsgeschlechter der Umgebung dort begütert, wie ein Oswald von Wald (bei Trostberg).  

Der Heinrich Ameranger saß auf „Neuamerang in Sondermoning“ und war in Chieming reich begütert. Er verkaufte 1461 dem Kloster Raitenhaslach den Pfaffensee samt Pfaffengut. Er war von 1462 bis 1483 Richter, Kastner und Mautner von Traunstein. Von ihm wird berichtet, dass er am Altar in der Kirche von Schnaitsee, den Pfarrer wegen des Verdachts der Untreue seiner Gemahlin erstach. Er wurde verbannt und sein Besitz in Amerang eingezogen. Nach seiner Rehabilitierung erbaute er das Schloss „Neuamerang in Sondermoning“.   

Bei der Gründung des Klosters Baumburg um das Jahr 1110 gehörte eine Mühle und im 12. Jahrhundert, 3 weitere Güter, in Laimgrub und Pfaffing durch Schenkung zum Besitz  der Ameranger.  

Georg Ameranger, Sohn des Heinrich, kinderlos gestorben 1528 war Hofmarksherr von Chieming. Die Grablege ist das Kloster Baumburg, wo sich ein marmorner Epitaph erhalten hat.   

Der Begriff  „Hofmark Chieming“ tritt erstmals in der Landtafel Herzog Georg des Reichen (1479-1503) in Erscheinung.

Oswald Oeder erhielt im Jahre 1473 vom Kloster Baumburg einen Grund  in Chieming am See , neben dem Seehof, zum Erbrecht und gleichzeitig die Genehmigung des Stifts einen Sitz zu bauen, er wird von 1486 bis 1492 Hofmarksherr von Chieming, ab 1464 war er Mautner und Zöllner von Traunstein. 

Wilhelm Schurff zu Maria Stein  bei Kufstein
Er war ein Tiroler Adeliger, Landesjägermeister und Besitzer der Grubenrechte von Tirol, bis die Fugger als Konkurrenten die Rechte erwarben. Die Hofmark Chieming wurde ihm vom Kaiser  Karl V. 1530 verliehen

Christoph Mändl zu Steinfels
Er war Bischof vom Chiemsee von 1502 bis 1508, übte aber keine bischöflichen Ämter aus, dafür setzte er seinen Weihbischof ein. Als Kanzler von Salzburg, gründete er 1501 ein Bergwerksunternehmen, das Edelmetalle, die bei Gastein und Rauris gefördert wurden und nach Venedig exportierte. Er war auch der 1. Rektor der Universität im Herzogtum Bayern in Ingolstadt. Er verkaufte die Hofmark 1530 an Nikolaus Riebeisen.

Nikolaus Riebeisen
Nun tritt die Familie von dem Dr. der beiden Rechte, (Theologie und Rechtswissenschaft) Nikolaus Riebeisen als zukünftiger Hofmarksherr von Chieming in Erscheinung. Er stand in Diensten des Erzbischofs Matthäus Lang von Salzburg, der sowohl Bischof als auch weltlicher Herrscher über das Erzbistum Salzburg war.  

Riebeisen erbaute im Jahre 1530 das heutige Schloss „Neuen Chiembing“

Nach der Witwe Elisabeth Riebeisen erbten die Stiefsöhne Sebastian und 10 Jahre später, Christoph Pflügl, als Nachfolger die Hofmark. Er vermählte sich 1536 mit Catharina von Rehlingen. 1576 nennt er sich „Christoph Phuegl zu Neuen-Chieming und Golnstein, Inhaber und Hauptmann der Herrschaft Smimdt (Gmünd) in Kärnten“. Er verkaufte 1564 die Hofmark an Anton Rehlinger.

Anton Rehlinger
Die Rehlingers waren reiche Patrirzier von Augsburg als Handelsherrn und Bankiers in ganz Europa tätig. Anton Rehlinger geb.1519 und verst. 1589, war von 1575 bis 1589 Stadtpfleger von Augsburg. Eine Tochter der Rehlingers, Anna heiratet 1527 Anton Fugger, den Sohn des Georg Fugger, der bis heute als einer der reichsten Menschen der Weltgeschichte gilt.

In der Glockenstube der Pfarrkirche ist uns ein rotmarmorner prächtiger Epitaph erhalten.

Hans Paul Meitinger
Die Erbschaft des Anton Rehlinger ging an die Tochter Anna über, die den Besitz als Heiratsgut in die Ehe mit Hyronimus Meitinger, einem Neffen des späteren Chiemseebischofs und weiter an Hans Paul Meuting. Das Geschlecht der Meitinger war seit 1538 als Patrizier in Augsburg nachweisbar.

Als der Hofmarksherr Hans Paul Meiting, kinderlos blieb und sein Sohn schon im Kindesalter verstarb, bot seine Schwester und Erbin Anna  geb. von Meiting, verheiratet mit Franz Rohrwolf, dem Probst Urban Stamler von Baumburg diesen Besitz an. 

Von den beiden verstorbenen Vater Hans Paul Meuting und von seinem Sohn sind uns zwei rotmarmorne Grabplatten mit gleichem Wappen, in der Glockenstube der Pfarrkirche erhalten.

Franz Rohrwolf war Landrichter in Abtenau. Am 15. März 1604 wurde ein Kaufvertrag geschlossen über 5000 fl. und Probst Urban von Baumburg leistete gleich eine Anzahlung. Jedoch lag der Probst damals gerade im Streit mit dem benachbarten Freiherrn Ladislaus von Törring, bei dem die Rohrwolfin mit 700 fl in der Kreide stand. Dieser machte die Rohrwolfin derart wankelmütig, dass sie am 13. Mai das angezahlte Geld zurück schickte und das Geschäft widerrief. Am 15. Mai verkaufte sie die Hofmark dem Kloster Baumburg. Probst Urban klagte dagegen und es entspann sich ein 36-jähriger Streit. Am 30. Juni 1640 wurde durch Hofratsentscheidung endlich die Hofmark dem Kloster Baumburg für einen Kaufpreis von 7000 fl. zugesprochen. 

Das Schloss in Neuen Chieming wurde zum Pfarrhof umgewidmet, renoviert und mit Gästezimmern, sowohl für die eigenen Leute, als auch für Besucher ausgestattet. Bereits 1638 verleiht der Probst Urban einen Ablass für die Kapelle des hl. Christophorus im Schloss Neuen-Chieming.

Ab dieser Zeit wurde der Besitz bis zur Säkularisation 1803, als Klosterhofmark mit Ökonomie weitergeführt und die Pfarrherrn für Chieming  ab 1640 im Schloss einquartiert.

Die Pfarrökonomie wurde nach dem 2. Weltkrieg, unter Pfarrer Brandmayr gänzlich eingestellt. Der spätere Pfarrer Anton Dietrich wollte in dem herrschaftlichem Hause, fernab der Kirche nicht mehr wohnen und zog 1965 in den neugebauten Pfarrhof neben der Kirche ein. Da die Gemeinde an dem geschichtsträchtigen Denkmal kein Interesse hatte, wurde es an einen Privatmann verkauft.